Historisches Kraftwerk Stallegg öffnet seine Türen
Das Kraftwerk Stallegg: Ein Pionier der Stromerzeugung in Baden
Baujahr: | 1894 |
Inbetriebnahme: | 1895-1979; 2000 - heute |
Typ: | Flusskraftwerk |
Lage: | Wutachschlucht, unterhalb von Göschweiler |
Staumauer: | 8 m hohe Bogenstaumauer aus Beton |
Nutzgefälle: | 11 m |
Turbinen: | 2 Francis-Turbinen, 1 Kaplan-Turbine |
Turbinenleistung: | 414 kW (heute), 355 kW (2000-2013), 270 kW (1940-1979), 150 kW (bis 1940) |
Das Kraftwerk Stallegg in der Wutachschlucht blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Im Jahr 1894 wurde mit dem Bau des Kraftwerks begonnen, um das fürstliche Schloss und die Brauerei in Donaueschingen mit Strom zu versorgen. Damals war es das drittälteste Flusskraftwerk Deutschlands und das älteste Drehstromkraftwerk.
Die Bogenstaumauer aus Beton, die für den Bau des Kraftwerks errichtet wurde, war für die damalige Zeit revolutionär. Bereits im September 1895 konnte das Pumpenhaus der Brauerei mit Strom aus dem Kraftwerk Stallegg versorgt werden. Am 6. Oktober 1895 folgte dann ein weiterer Meilenstein: 3480 Lampen erhellten dank des Kraftwerks die Straßen und Wohnungen von Donaueschingen.
Ab Mitte der 1920er wurde im Kraftwerk Stallegg im Obergeschoss auch eine Gaststätte betrieben, in der Wanderer, aber auch die Dorfjugend von Göschweiler und Umgebung ein und aus gingen. Im Jahr 1940 wurde eine zweite Turbine eingebaut und die Staumauer auf 8 m erhöht, wodurch sich die Leistung des Kraftwerks auf 270 kW erhöhte.
Am 1. Juli 1979 wurde das Kraftwerk Stallegg durch den damaligen Eigentümer, das Kraftwerk Laufenburg, stillgelegt. Im Jahr 2000 erfolgte nach den Verkauf an eine Privatperson die Wiederinbetriebnahme und zeitgleich wurde auch das Dach des Turbinenhauses neu saniert.
Im Jahr 2006 kaufte der Stifter Florian Forchhammer die denkmalgeschützte Anlage und nach dessen Tod am 06.02.2019 ging das Kraftwerk in das Vermögen der Forchhammer-Stiftung über. Die Stiftung investierte bereits über 800.000 EUR in die Erneuerung des Einlaufs samt Rechenreiniger, um die Effizienz der Anlage zu steigern und auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.
Das Kraftwerk Stallegg ist ein technisches Denkmal inmitten der atemberaubenden Kulisse der Wutachschlucht und ein beeindruckendes Beispiel, wie Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Das Kraftwerk selbst ist aufgrund des laufenden Betriebes und daher aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich.
Technische Beschreibung
Das Wasser wird vom etwa 20 m oberhalb der Staumauer liegenden Einlaufbauwerk durch einen Stollen zum 191 m entfernten Maschinenhaus geleitet, wodurch ein Nutzgefälle von über 10 m entsteht.
Das Kraftwerk Stallegg hatte bis 1979 bestehenden Form eine Ausbauleistung von 346 kW bei einer Ausbaumenge von 4 m3/s. Die Energie wurde mit zwei Francis-Spiralturbinen (Turbine I, N = 212 kW, Baujahr 1901; Turbine II, N = 134 kW, Baujahr 1939) erzeugt.
Im Jahr 2000 erfolgte die Wiederinbetriebnahme der Francis-Turbinen sowie der Installation einer zusätzliche 40 kW Kaplanturbine an der Staumauer, zur Sicherung der Restwasserabgabe. Im Jahr 2013 wurde dann eine der Francis-Hauptturbine durch eine neue Turbine ersetzt und im Jahr 2021 das Einlaufbauwerk erneuert.
Heute steht das Kraftwerk Stallegg als Symbol für die gelungene Verbindung von Tradition und Innovation. Es ist ein beeindruckendes Zeugnis der Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts, gleichzeitig ein Vorreiter der modernen Stromerzeugung und Schlüsselkomponente für eine zukunftsfähige Energieversorgung.
Wissenswertes zur Wasserkraft: Eine Energiequelle mit vielen Vorteilen
Nachhaltigkeit. Die reine Kraft des Wassers wird genutzt, um Strom zu erzeugen. Diese Kraft ist eine erneuerbare Ressource und kann immer wieder für die Stromerzeugung genutzt werden. Die Wassermenge wird dabei nicht reduziert und auch die Wasserqualität bleibt erhalten.
Zuverlässigkeit. Wasser fließt zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter. Eine konstante und verlässliche Stromerzeugung ist damit gesichert. Damit können kurzfristige Schwankungen im Strombedarf sehr gut ausgeglichen werden und garantieren ein hohes Maß an Versorgungssicherheit.
Effizienz. Mit einem Wirkungsgrad von ca. 85-90 % ist Wasserkraft die effizienteste Form der Energiegewinnung. Das bedeutet, dass bis zu 90 % der Wasserenergie in elektrische Energie umgewandelt wird. Kohlekraftwerke erreichen nur einen Wirkungsgrad von ca. 30-45 %. Bei Photovoltaikanlagen liegt er im Durchschnitt bei etwa 15-25 %.
Ökologisch. Beim Bau von Wasserkraftwerken wird das gesamte Ökosystem der Umgebung in die Planung miteinbezogen und es werden Maßnahmen getroffen, um dieses zu bewahren. Dadurch werden die Lebensräume von Pflanzen, Fischen und anderen Lebewesen nachhaltig geschützt.